Nun bin ich wohl doch mal an der Reihe. Nachdem ich mich die letzten beiden Jahre erfolgreich drumherum drücken konnte, habe ich mich diesmal mit einem Zwei-Wochen-Besuch im Hotel Cookie für das
Schreiben eines Gastbeitrags qualifiziert.
Gemäß meines Versprechens einmal im Jahr vorbeizuschneien, fragte ich also wieder nach einem passenden Treffpunkt und schnell war der grobe Plan gefasst: Ich stoße in der Mongolei in Ulan Bator
zur salted-life-Reisegesellschaft und dann begeben wir uns gemeinsam auf den Weg nach Russland und um die Südspitze des Baikalsees herum. Gesagt, getan…
Als ich Sonntag Morgens in Ulan Bator ankomme, ist es direkt wieder eine ganz andere Welt. Ein winziger Flughafen und sobald wir aus der Stadt heraus sind, erahnt man bereits welche Landschaft die nächsten Tage auf uns wartet…Steppe, Steppe, nochmal Steppe. Auf der 15minütigen Fahrt zurück zum Stellplatz entdecke ich bereits die ersten blankgenagten Rinderschädel am Straßenrand. Ja, Kühe gibt’s hier in rauhen Mengen, auch Pferde, Schafe und Ziegen. Die erste Hälfte des Tages verbringen wir mit entspanntem Ratschen und die ein oder andere Herde Kühe und Ziegen schaut auch mal am Tisch vorbei. Am Nachmittag fahren wir in die Stadt. Da es Wendy nicht gut geht, ziehen Jörgi und ich allein zum Sightseeing los. Ein Tag scheint dafür auch völlig ausreichend. Am beeindruckensten ist wohl die goldene, 25 Meter hohe Buddhastatue in der Gandantegchinlen Monastery. Und ich erhalte einen ersten Eindruck von der mongolischen Küche, v.a. mit Chuschur, das es auch in den nächsten Tagen immer wieder in sämtlichen Jurten am Wegesrand gibt (Хушур, ein mit Teigmantel in Fett gebackener Fladen aus Hackfleisch).
Der nächste Tag vermittelt einen guten Eindruck von Distanzen in der Mongolei. Wir brauchen den ganzen Tag um die 60km entfernte, riesige Dschingis-Kahn-Statue zu besuchen, die zwar sehr
beeindruckend, dafür aber auch mitten ins Nichts gebaut ist. Es folgt ein Fahrtag durch bereits besagte Steppe und tolle abgelegene Landschaften um am nächsten Morgen die ebenso abgelegene
Amarbayasgalant Monastery zu besuchen. Hier darf man den Zeremonien der Mönche beiwohnen. Am fünften Tag sind wir bereits auf dem Weg zur russischen Grenze, nicht aber ohne uns auf dem Weg noch
ein „traditionelles“ Autodriftrennen auszuschauen, an dem wir zufällig vorbei kommen. An der Grenze geht alles relativ zügig, nach 3 Std sind wir fertig. Mit den beiden jungen Schweden, die wir
dort kennenlernen und die auf ihren recht ramponierten Motorrädern unterwegs sind, finden wir uns zu einem sehr schönen Grillabend zusammen. Und endlich gibt es auch wieder eine Auswahl an
frischem Obst und Gemüse in den Märkten und Pelmeni in sämtlichen Küchen. Auf dem Weg nach Ulan-Ude machen wir an einem weiteren buddhistischen Kloster halt (Ivolginsky Dazan). Hier soll sich
auch der Körper eines Mönches befinden, der vor 90 Jahren ins Nirvana überging. Man sagt, sein Körper sei nicht tot und Haare und Fingernägel würden noch immer wachsen.
Schließlich fahren wir weiter nach Ulan-Ude, schauen uns die Stadt an und stoßen darauf an nun tatsächlich den östlichsten Punkt der salted-life-Reise erreicht zu haben. Nachdem Jörg noch eine
kleine Panne behoben hat, machen wir uns endlich auf den Weg zum Baikalsee.
Als wir bei Possolskoi ankommen ist Ann-Kathrin so außer sich, dass sie nicht mal die Zeit findet sich umzuziehen und direkt in den See hinein rennt. Das Ziel auf das die beiden seit zwei
Jahren zusteuern ist erreicht…endlich? Oder doch eher schade, da nun die Rückreise so langsam bevorsteht?
Wir verbringen einen schönen Abend mit Lagerfeuer und Sonnenuntergang. Am nächsten Tag erfahren wir, dass die Fischer bald die Netze einholen. Wir beschließen zu warten um ihnen Omul, den
Hecht aus dem Baikal, abzukaufen. Was wir nicht wissen: es ist der letzte Tag der Fischersaison und der Fang ist für das Dorf gedacht. Das halbe Dorf und andere Schaulustige versammeln sich,
helfen mit beim einholen der Netze und sobald die ersten Fische zu sehen sind, drängelt sich alles zu den Netzen und grabscht sich was er kriegen kann. Auch Wendy ist erfolgreich und sorgt für
unser Abendessen. An einem der schönsten Stellplätze meines Besuchs bereiten wir uns am Abend frischen Omul über dem Lagerfeuer.
In Kultuk machen wir einen Spaziergang entlang der ehemaligen Transsib-Strecke direkt am See entlang. Die Strecke ist zwar weniger spannend als beschrieben aber das Highlight soll trotzdem nicht fehlen. Als ich auf dem Rückweg spaßeshalber nach einem Taxi frage, kommt just im richtigen Moment eine Draisine mit drei jungen Russen um die Ecke. Sie halten an und nehmen uns tatsächlich mit. Ein Erlebnis, dass ich so schnell nicht vergesse. Der nächste Morgen ist kühl und verregnet, weshalb wir uns auf die heißen Quellen im Tunka-Nationalpark freuen. Meine Vorstellung davon war wohl etwas zu romantisch und als wir in der Mittagshitze in einer Art russischem Mallorca ankommen, vergeht uns allen die Lust. Stattdessen machen Jörg und ich noch eine kleine Wanderung zu einem Gebirgswasserfall bei Arschan und wir übernachten am Irkut. Es folgt noch ein Fahrtag um noch einmal von der anderen Seite an den See zu kommen. In der Touristadt Listwjanka finden wir ein überraschend ruhiges Stellplätzchen am See.
Meine letzten beiden Tage verbringen wir mit viel Sightseeing, zuerst im Taltsy-Freilichtmuseum und anschließend in Irkutsk, wo es einiges zu sehen gibt. Wir feiern Jörgis Geburtstag, schicken
ihn zum Barbier und genießen noch ein bisschen die russische Küche. Dann ist meine Zeit auch schon wieder vorbei und es wird Zeit sich zu verabschieden. Ich hatte mal wieder einen großartigen
Urlaub bei euch! Schon irgendwie schade, dass es nächstes Jahr etwas anders laufen wird. Ich hatte mich schon dran gewöhnt ;)
Danke für diesen und auch die beiden anderen Besuche! Ihr habt mir einiges von der Welt gezeigt, dass ich ohne euch vielleicht niemals entdeckt hätte…
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Oma Renate (Montag, 16 Oktober 2017 18:10)
Liebe Maria, dafür dass Sie sich 2 Jahre vor einem Gasteintrag gedrückt haben , ist dieser sehr , sehr schön geworden !Ein großes Lob dafür !
Nach der Ankunft in U B ging es ja superfix und mit dem Reiseunternehmen salted-life stand die Route fest. Eine sicher interessante und abwechslungsreiche wie ich aus dem Bericht erlesen kann.In der Mongolei die unendlichen Weiten müssen erst mal bewältigt werden. Dass es dort nur Viehwirtschaft gibt, ist verständlich.Also sagt rasch mal eine Ziegenherde am Cookie :Hallo zu euch.
Das foto von ChinghisKhan ist ja wirklich riesig. Aber so einsam in der Steppe hätte ich es nicht erwartet.Da freut er sich über euern netten Besuch, stimmts ?
Die Zeremonien der Mönche in den verschiedenen Klöstern waren gewiss auch beeindruckend. Ein ganzes Leben verbringen sie so !
In allen Einträgen und Reiseberichten fällt die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit unter den Reiselustigen immer wieder auf.So wundert es mich gar nicht , dass der Grillabend mit den 2 schwedischen Motorradfahren ein guter Erfahrungsaustausch war.- immer wieder gefallen mir die Illustrationen zum Bericht, z.B.zauberhafte Landschaften , die Wegmarkierung mit dem herrlichen Regenbogen darüber , das hat was für sich !
Als Ann-Katrin so spontan in den ersehnten Baikalsee geprungen ist , kamen mir die Tränen . Diese Freude, das große Ziel erreicht !!!Das war ja ein weiter Weg bis dahin und viele Hürden mussten genommen werden. Es hat geklappt , wunderbar.- Beneidet habe ich euch um die romantischen Abende am Lagerfeuer , die schönen Gespräche und die unvergesslichen Erinnerungen !
Die Erlebnisse der kommenden Tage waren bestimmt auchlustig . Ich denke an den Grabsch erfolg zur Sicherung des Mittagessen mit Omul. Euch hat er bestimmt gemundet, ich hätte da lieber verzichtet ( ich esse keinen Fisch).-Oder die Fahrt mit den 3 jungen Russen in der Draisine... ; konnten Ann-Katrin und Jörg mit denen russisch plaudern ? Ich kann es mir vorstellen.
Zu schnell vergeht die herrliche Urlaubszeit, das ist leider immer so. Aber mit wunderbaren Erinnerungen vollgepackt entstand dieser anschauliche , interessante Reisebericht. -Danke , dass ich durch diesen Eintrag wieder mal eine Etappe eurer Reise miterleben durfte !
Und nächstes Jahr- ha, da findet sich bestimmt etwas Schönes, was allen gefällt.
In diesem Sinne , seid alle ganz lieb gegrüßt und bleibt gesund !Eure Omi Renate.