Eigentlich wollte ich nie nach Indien. Eigentlich bin ich nicht für Große Menschenmassen zu begeistern. Eigentlich liegt Indien gar nicht auf unserer Route und uneigentlich kommt es doch wie immer anders.
Nachdem Wir so lange im Balkan und im Iran getrödelt hatten mussten wir einen neuen Plan für den Winter finden. Durch Russland und die Mongolei im Winter war uns dann doch etwas zu gewagt. So musste Ann-Katrin also ihren Joker ziehen und mir eine Enfield versprechen so wir denn in Indien überwintern sollten. Mit der Annapurna Runde auf dem Plan passte das ganz gut. Mit dem Wort Enfield war die Diskussion auch schon erledigt.
Ein Traktor par excellence! Ein legendärer Zylinder mit 350 ccm. Ein Konstrukt aus den 60ern, dass bis heute stärkste Motorrad Indiens. Motorrad kaufen in Indien? Kein Ding. Wir sitzen in einer Bar in Kathmandu als wir ins Gespräch mit 2 Jungs aus Bayern kommen die mit 2 Hondas unterwegs waren. Ein Bekannter von ihnen versuchte seine Enfield gerade zu verkaufen. Einen Tag später sind wir stolze Besitzer von Sahra. Eine 350er Bullet Electra mit indischen Papieren in passablem Zustand. Der Papierkram ist schnell erledigt, denn mit der Übergabe der Papiere an den neuen Besitzer sind die Formalitäten getan. Eine Enfield also. Für viele mag sie irgendwie schön sein aber mich hatte der Ruf der Anfälligkeit dieser Maschinen gereizt. Ich wollte wissen ob die ganzen Horrorgeschichten über reißende Züge, zerfallene Kupplungen und schlechtes Material ihre Daseinsberechtigung haben.
Schon einige Motorräder waren in meinem Besitz und irgendwie haben wir sie fast alle zum Laufen gebracht. Fast 5000km haben wir in 3 Monaten mit der kleinen Sahra erlebt. Vollbepackt sind wir die schlechtesten Wege Nepals, durch Flüsse und Städte gefahren und können zurecht sagen, dass sie ein gutes Moped ist. Ja wir hatten auch Pannen und Reparaturen. Wer jedoch schon einmal Nepals Nebenstrecken und Indiens Stadtverkehr erlebt hat, weiß welch schweres Leben eine Kupplung haben kann. Letztendlich muss man jedoch sagen, dass unsere Enfield ein sehr robustes und zuverlässiges Gefährt gewesen ist. Als „Defekte“ muss man mehrere Brüche des Gepäckträgers, einen gerissenen Kupplungskorb, einen gerissenen Schwingenbolzen und den Anlasser nennen. Man muss dazu sagen, dass Mechaniker ihr den Schwingenbolzen abgerissen und den Kupplungskorb beim Einbau gebrochen haben und das Motorrad in diesem Zustand auf die Straße ließen. Die restliche Arbeit waren Verschleißteile.
Es hat einige Zeit und viele Nerven gekostet bis ich sie gutem Gewissens wieder verkaufen konnte. Generell war die Leistung der Mechaniker (s)ehr schlecht. In den großen Werkstätten wird nur noch getauscht. In den Kleinen wird repariert ohne Gefühl, Sinn und Verstand. Einen guten Schweißer haben wir nur ein einziges Mal gefunden. Generell sollte man bei allen Arbeiten den Mechanikern auf die Finger schauen.
Am Ende muss man sagen: Geschont werden diese Arbeitstiere kein bisschen und ihr Leben ist wohl kaum mit dem eines Schönwettersonntagsfahrermotorrads in Zentraleuropa zu vergleichen. Jedes gebrauchte Moped wird somit in irgendeiner Weise vorbelastet sein, aber ich würde wieder eine Enfield kaufen!
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Norbert (Freitag, 03 Februar 2017 12:19)
Bin Sahra in Nepal auch ein paar Meter gefahren wollte sie gleich mit nach Hause nehmen. Doch im Flieger war kein Platz mehr frei. Hätte gut zu meiner BMW R 80 RT Baujahr 1984 gepasst.
Oma Renate (Freitag, 03 Februar 2017 17:33)
Hallöchen , ihr zwei Lieben , ich bin wieder daheim und habe mich soeben über einen neuen Eintrag von euch gefreut ! Danke !-Ja, da habt ihr wirklich eine königliche , schicke Sahra erworben und gefahren !Wie ich gelesen und gesehen habe , hat sie euch nicht nur Sorgen bereitet ,euch auch gut gedient :Ihr so viel Gepäck aufzubürden , da gehört Mut dazu . aber sie hats bewältigt !Dass da mal der Gepäckträger kracht- selber schuld !Aber die Werkstatt macht auf mich einen recht "gemütlichen und übersichtlichen" Eindruck !Die Monteure auch . Bestimmt waren sie sehr hilfsbereit und haben immer das beste gewollt.Ein Glück, dass ihr von dem Maschinchen auch bisschen Ahnung habt.Auf alle Fälle hattet ihr ein tolles Liebhaberstück in euerm Besitz.-Anais und Michael Sind bestimmt gute und glückliche Abnehmer.
Liebe Ann-Katrin und lieber Jörg , euch wünsche ich eine gute Zeit und freue mich auf euern nächsten Bericht ! Eure Oma Renate.
INES (Freitag, 17 Februar 2017 06:16)
Hallo Ihr, beiden, besonders Ann-Katrin (Jörg habe ich nur einmal kurz kennengelernt)! Ich lese Euren Weg regelmäßig mit und freu mich dass Ihr mich daran ein bisschen teilhaben lasst. Eure Worte an die alten Kollegen vom letzten Jahr fand ich sehr besonders, danke Euch dafür! Am meisten beeindruckt hat mich Eure Annapurna-Trail-Zeit, wow. Das ist echt was ganz Besonderes. Aber nur für mich, denn Ihr seht jeden Tag die ganz besonderen Kleinigkeiten der Welt. Ich wünsche Euch weiter viel Spaß dabei, genießt die Zeit! Viele liebe Grüße! INES
Tyrroller Alfred (Sonntag, 19 Februar 2017 20:28)
Hallo Ihr zwei !
Verfolge Eure Reise seit Anfang an.Bin begeistert was Ihr so
alles erleben und sehen könnt. Habe mich endlich getraut
euch ein paar Zeilen zu schreiben.Nicoletta hat mich dazu ermutigt. Für eure weiteren Abenteuer wünschen wir tolle
Eindrücke und bleibt gesund..
Viele Grüße von den "Trappenbergern" Nicoletta und Alfred. Grüße auch von Denis und Jens !
saltedlife.org (Mittwoch, 22 Februar 2017 21:43)
Danke für die vielen Kommentare!!! Wir freuen uns immer total drüber, also keine Scheu ;).
Gaaanz liebe Grüße,
Ann-Katrin und Jörg
Werner (Freitag, 30 März 2018 09:32)
Hey! Ich freu mich schon wieder auf Oktober. Da kann ich meine Lucy Bullet wieder antreten und wieder kreuz und quer durch India cruisen. Diesmal wartet Lucy in Goa. Mal schauen wo es mich hin verschlägt die nächsten Monate....... Vielleicht trifft man sich ja mal unterwegs und kann sich austauschen.
Viele liebe Grüße
Werner